Das Gebiet östlich des Schlossplatzes wurde historisch als „Freiheit“ bezeichnet. Es war ursprünglich eine Insel, begrenzt im Osten von dem noch heute existierenden Okerlauf, der in Klein Venedig endet, und einem Okerlauf, der zugeschüttet und inzwischen mit dem Einkaufszentrum „Löwentor“ überbaut wurde. Durch die Löwenstraße erreicht man als erste Aufweitung des Straßenverlaufs die Krambuden, also im Wortsinne einen Handelsplatz. Die Häuser hier stammen mehrheitlich aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Die Laubengänge wirken eher südlich.

Wo an der Löwenstraße ein wuchtiges, aber relativ kleinteiliges Einkaufszentrum steht, war noch Anfang des 21. Jahrhunderts ein Karstadt.
Der Große Zimmerhof verläuft nach Süden und knickt schließlich ab, wenn er aus der Bebauung heraustritt. Hier liegt das am schönsten gelegene Restaurant Wolfenbüttels direkt am Wasser.

Der Harztorplatz ist nach einem 1603 errichteten Stadttor benannt. Bis ins 18. Jahrhundert gab es hier eine Schleuse, um den Wasserstand der verschiedenen Okerarme innerhalb der Innenstadt (von denen nur noch einer übriggeblieben ist) zu regulieren.

Vom Harztorplatz führt der Okerarm nach Norden – es ist der gleiche, der hinter dem Rathaus zwischen Häusern verschwindet und schließlich in Klein Venedig wieder sichtbar wird. Hier kommen wieder erst einmal an der Kommisse vorbei. Ursprünglich 1587/88 als Neue Mühle gebaut, wurde sie schließlich 1602 zusammen mit dem Nachbarhaus zu einem Versammlungsgebäude (das es heute wieder ist). Zwischenzeitlich ist es Schule, Gymnasium und sogar Landesstrafanstalt gewesen.

Der Stadtmarkt wurde 1590 angelegt. Er ist auf das Rathaus auf der westlichen Seite ausgerichtet. Die Skulptur von Herzog August dem Jüngerer samt Pferd ist allerdings erst in der Gründerzeit errichtet worden. Bemerkenswert ist, dass der Herzog neben dem Pferd steht statt – wie anderswo oft – darauf reitet.

Warum ausgerechnet August, dem lange Zeit nur die kleine Herrschaft Dannenberg unterstand und für den sich zufällig mitten im Dreißigjährigen Krieg die Gelegenheit bot, regierender Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel zu werden? „Mit Geistlichen wusste er andächtig, mit Juristen rechtfertig, mit Ärzten heilsamlich, mit Weltweisen vernünftig, mit Künstlern kunstmäßig zu reden“ heißt es im Rückblick bei J. J. Winckelmann. Er legte den Grundstock für die Herzog-August-Bibliothek.
Das springende weiße Pferd vor einer Säule auf dem Stadtwappen von Wolfenbüttel erinnert mich an ein Pferd auf einem Kinderkarussel.
Ein Blick zurück in die südwestliche Ecke des Platzes…

Das markanteste Gebäude der Kanzleistraße ist die Neue Kanzlei an der Ecke zur Klosterstraße. Die Bruchsteinmauern wurden auf Resten eines Vorwerks – also einer Befestigungsanlage – errichtet. Ende der 1580er Jahre wurde das Haus zur Kanzlei ausgebaut.
Damit ist die Geschichte noch nicht zu Ende: In den 1850er Jahren wurde es zu einem Gericht umgebaut, das dann 1879 nach Braunschweig verlegt wurde. Dann zog hier das Staatsarchiv ein, das wiederum 1956 in die Forststraße verlegt wurde. Heute ist hier eine Zweigstelle des Braunschweigischen Landesmuseums mit einer Ausstellung zur Ur- und Frühgeschichte.

Durch die schmale Bärengassen gelangen wir zur Langen Herzogstraße. Dies ist die Haupteinkaufsstraße Wolfenbüttels. Seit 1968 ist sie Fußgängerzone, noch bis 1954 fuhr hier eine Straßenbahn. Die Straße ist fast durchgehend mit Fachwerkhäusern bebaut. Sie stammen aus dem 17. – 19. Jahrhundert.
Das Haus an der Ecke zur Mühlenstraße ist dagegen in Bruchsteinmauerwerk gebaut: Weil es in der Flucht des Stadtmarkts liegt, ist es ein Blickfang. Gebaut wurde es 1586-88 als Hofbeamtenhaus. 1646 wurde es von Herzog August dem Jüngeren gekauft, um es als Fürstliche Hofapotheke einzurichten. 1823 erwarb die Familie Seeliger das Gebäude, in dem noch heute das Bankhaus Seeliger seinen Stammsitz hat. Dem Namen begegnet man in Wolfenbüttel noch an anderer Stelle: südwestlich der Innenstadt liegt Seeliger Park mit der 1899 gebauten Seeliger Villa.

Wenige Meter westlich weiter schließt sich an den Krambuden der Kreis.
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