Theater- und Museumspark

Von der Fallersleber Straße kommt man auf der westlichen Seite der Oker auf einen Weg, der mit Blick auf den gegenüberliegenden Erweiterungsbereich des Botanischen Gartens in den Theaterpark führt. In dem Reiseführer von Schröder und Assmann [1] von 1841 liest man:

Besonders interessant ist die in dem nördlichen Theile des Parkes befindliche Erhöhung. Von ihr ab erblickt man auf der einen Seite die Stadt mit ihren hohen Thürmen, auf der anderen Seite aber das Fallerslebertor mit der neuen Infanteriecaserne, den Nußberg mit Olfermanns Denkmale, das Dorf Riddagshausen mit seiner schönen Klosterkirche, weiterhin über grünende Felder und freundliche Dörfer hinaus, den Elm und in blauer Ferne den Harz mit dem Brocken.

Die Sicht in die Weite gibt es nicht mehr, aber immer noch hat man von diesem Hügel – einer ehemaligen Bastion – einen schönen Blick auf die tief darunter fließende Oker.

Blick von der Bastion im Theaterpark

In der Mitte zwischen Theater- und Museumspark befindet sich das Große Haus des Staatstheaters. Der Brunnen davor wird abends beleuchtet. Wenn man den Blätterbrunnen in der Hannoverschen Innenstadt kennt, wird man vielleicht die Handschrift von Emil Cimiotti wiedererkennen, der viele Jahre an der HBK lehrte.

Staatstheater

An der Oker entlang verbindet die Parks nur ein Tunnel.

Tunnel zwischen Theater- und Museumspark

Bis Mitte der 2010er Jahren waren die beiden am schönsten gelegenen Cafés in Braunschweig das Café Klio…

Café Klio

…und das Café Okerterassen.

ehemaliges Café Okerterassen

Beide lagen auf der dem Museumspark gegenüberliegenden Okerseite. Leider haben beide innerhalb kurzer Zeit geschlossen und eine nicht zu füllende Lücke hinterlassen.

Am Südende des Museumspark finden wir das Herzog-Anton-Ulrich-Museum.

Herzog-Anton-Ulrich-Museum

Die Bildfriese an dem Gebäude sind sehenswert…

Bildfries am Herzog-Anton-Ulrich-Museum (I)
Bildfries am Herzog-Anton-Ulrich-Museum (II)

Aber vor allem ist die Gemäldesammlung in dem Museum einen Besuch wert! Zuletzt hat das Museum einen modernen Erweiterungsbau bekommen.

Anbau des Herzog-Anton-Ulrich-Museums
Geschichte

Was heute als Theater- und Museumspark mit dem Staatstheater in der Mitte erscheint, war einmal ein zusammenhängender englischer Landschaftspark, Fürstlicher Park genannt. Entstanden ist er bei der Schleifung der Befestigungsanlagen der Stadt, durch die Anfang des 19. Jahrhunderts große Flächen an der Oker frei wurden. Während der größte Teil davon an Privatleute verkauft wurde, die dort zunächst Gartenhäuser bauen ließen, wurde gleich 1800 ein großes Areal, das sich über zwei ehemaligen Bollwerke erstreckte, von der Herzogin erworben, um es der Allgemeinheit zugänglich zu machen. Augusta war in London geboren und diejenige, für die Schloss Richmond gebaut worden war.

Den Auftrag für die Gestaltung des Parks bekam Johann George Gottlieb Schoch, der auch an neueren Teilen des Wörlitzer Parks gearbeitet hatte. Er legte den Park symmetrisch um ein Blumenoval an, das sich an der Stelle des heutigen Staatstheaters befand. An der Oker gab es eine Fähre, die den Besucher zum Herzoglichen Küchengarten auf der anderen Seite brachte (eine Brücke gab es in diesem Bereich noch nicht). Es gab auch wie damals üblich eine Eremitage, ein Gartenhaus und diverse Skulpturen. Auf den Karten von 1765 [2] und 1836 [3] sieht man die Entwicklung.

Karte 1765
Karte 1836

Freilich ist von dem Eindruck, den der Park einst gemacht haben muss, heute nur wenig nachzuspüren, Zunächst wurde 1856-61 das Staatstheater in der Mitte des Parks gebaut. 18 Jahre nach der Eröffnung wurden im Nordteil des Parks Kulissenhäuser für das Theater gebaut. 1883 wurde durch den Bau des Herzog-Anton-Ulrich-Museums am Südrand auch hier ein Teil der Grünfläche geopfert (2010 ist noch ein Erweiterungsbau hinzugekommen).

Wiederum zwei Jahre später wurde auch der Herzogliche Küchengarten aufgegeben, um hier Wohnhäuser zu errichten; gleichzeitig wurde die Oker mit einer Straßenbrücke überspannt. Somit ist die Oker nun nicht mehr die Mitte eines großen Parks, sondern die östliche Grenze, während der verbleibende Park in zwei fast vollkommen getrennte Teile zerfällt, den Theaterpark und den Museumspark. Vergleiche die Karten von 1899 [4] und 2021 [5]

Karte 1899
Karte 2021

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