Einer der Ursprünge Hildesheims liegt im Dom mit seiner Umgebung. Wie es sich für solch ferne Vergangenheit gehört, gibt es eine Gründungslegende, die man in der Grimmschen Sagensammlung nachlesen kann.
Als Ludwig der Fromme winters in der Gegend von Hildesheim jagte, verlor er sein mit Heiligtum gefülltes Kreuz, das ihm vor allem lieb war. Er sandte seine Diener aus, um es zu suchen, und gelobte, an dem Orte, wo sie es finden würden, eine Kapelle zu bauen. Die Diener verfolgten die Spur der gestrigen Jagd auf dem Schnee und sahen bald aus der Ferne mitten im Wald einen grünen Rasen und darauf einen grünenden wilden Rosenstrauch. Als sie ihm näher kamen, hing das verlorene Kreuz daran; sie nahmen es und berichteten dem Kaiser, wo sie es gefunden. Alsobald befahl Ludwig, auf der Stätte eine Kapelle zu erbauen und den Altar da hinzusetzen, wo der Rosenstock stand. Dieses geschah, und bis auf diese Zeiten grünt und blüht der Strauch und wird von einem eigens dazu bestellten Manne gepflegt. Er hat mit seinen Ästen und Zweigen die Ründung des Doms bis zum Dache umzogen.
Wahr daran ist, dass Ludwig der Fromme, Kaiser des Fränkischen Reiches, das Bistum Hildesheim im Jahr 815 gründete. Sein Vater – Karl der Große – hatte als Sitz des Bistums den 17 km westlich gelegenen Ort Elze vorgesehen, aber aus irgendwelchen Gründen – die die Legende zu wissen behauptet – fiel die Entscheidung auf den Ort an der Innerste.
Wahr ist auch, dass der Dom unter dem Patrozinium der Gottesmutter steht.
Nachdem es anfangs nur kleine Kirchbauten gegeben hatte – eine Kapelle und eine Basilika – wurde ab 872 eine große dreischiffige Basilika gebaut, auf deren Grundriss der heutige Dom steht.

Um die Jahrtausendwende wurde diese sogenannte Domburg vergrößert und mit einer zeitgemäßen Wehrmauer umschlossen: einer Mauer mit zwölf Rundtürmen und zwei Toren im Nordwesten und Nordosten. Ein Teil davon steht heute noch. Bischof war zu dieser Zeit Bernward, der auch eine wichtige Rolle beim Bau der Michaeliskirche spielte.
Im Laufe des Hochmittelalters bildete sich der Domhof heraus, in dessen Mitte der Dom steht und um den sich ringförmig Häuser gruppieren. Mit der Entstehung des Hochstifts Hildesheim – einem eigenständigen Fürstentum – wurde er Regierungszentrum. Zum Territorium gehörten zeitweise Peine, Alfeld, Bockenem und Ringelheim und Schladen. Obwohl das Hochstift vom Bischof regiert wurde, war es nicht identisch mit dem Bistum Hildesheim, das z. B. auch einen Teil Braunschweigs umfasste.
Innerhalb des zweigeschossigen Kreuzgangs liegt ein Friedhof, in dessen Mitte wiederum 1321 die Annenkapelle (im Bild links) gebaut wurde.

Der Rosenstrauch, der mit demjenigen aus der Gründungslegende identifiziert wird, wird als Tausendjähriger Rosenstock bezeichnet. Es handelt sich um eine Hundsrose, die tatsächlich einige hundert Jahre alt werden kann, aber auf tausend Jahre kommt sie wohl nicht. Nach dem Zweiten Weltkrieg, als der Strauch verbrannte, entwickelte er sich wieder zu einer vitalen Pflanze. Grund dafür ist, dass sich die Hundsrose durch vegetative Vermehrung aus der Wurzel oder einem Ausläufer neu bilden kann.

Die eindrucksvolle Bronzetür stammt aus der Zeit von Bischof Bernward (~950 – 1022).
Unter der Vierung des Doms – der Ort, an dem um 815 eine Marienkapelle errichtet worden war – findet sich eine große Krypta. Hier steht neben einem Altar der Godehardschrein (nach Bischof Godehard, 960 – 1038) und eine Marienstatue. Godehard (960 – 1038) war als Nachfolger von Bernward Bischof.

Im Zweiten Weltkrieg wurde der Dom fast vollständig zerstört. Zwischen 1950 und 1960 wurde er wiederaufgebaut, allerdings muss man sich bewusst machen, dass außer den Grundmauern wenig originales erhalten ist. Man ging effizient vor: Decken wurden teilweise in Beton gegossen, manches wurde vereinfacht. Das im 19. Jahrhundert veränderte Westwerk wurde wieder in seine ursprüngliche Gestalt versetzt.
Durch die schmale und von Bruchsteinmauern begrenzte Stinekenpfote verlassen wir den Domhof. Durch Neue Straße und Hinteren Brühl…

… kommen wir zum Godehardsplatz. Hier hat sich das schöne Wernersche Haus erhalten. Das Fachwerkhaus von 1606 gefällt mit vielen Bildtafeln.

Die Godehardkirche hat einen Hildesheimer Bischof zum Patron: der schon oben erwähnte Godehard von Hildesheim ist hier 1038 gestorben. Er ist auch überregional bekannt: der Gotthardpass in der Schweiz ist ihm gewidmet; die thüringische Stadt Gotha bildet ihn in ihrem Wappen ab.

Der Bau der Kirche wurde 1133 begonnen, zwei Jahre nach seiner Heiligsprechung. Sie wurde Abteikirche eines Benediktinerklosters. Das Kloster bestand bis zum Reichsdeputationshauptschluss 1803. Wie der Dom ist die Godehardkirche nie protestantisch geworden.

Im Vergleich zum Dom nahm die Kirche im Zweiten Weltkrieg kaum Schaden. Da sie nach ihrer Fertigstellung 1172 kaum Umbauten und Ergänzungen erhielt, spiegelt sie noch ihren ursprünglichen romanischen Stil wieder.

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