Helmstedt

Der Hausmannsturm war Teil der Stadtbefestigung und bildete das westliche Stadttor. In seiner heutigen 36 m hohen Gestalt stammt er aus dem 15. Jahrhundert.

Eine Stadtmauer mit Toren in den vier Himmelsrichtungen hatte es schon im Mittelalter gegeben: das westliche (Richtung Braunschweig) und östliche (Richtung Magdeburg) waren Teil der überregionalen Verbindung, die später zur B1 werden sollte. Wie andernorts wurde im 15. Jahrhundert eine stärkere Befestigung mit Wällen und Gräben angelegt – nur im nordöstlichen Abschnitt mit Wasser gefüllt. dazu mehrere Türme.

In den 1740er Jahren wurden die Wälle eingeebnet, in den 1820er Jahren Teile der Stadtmauer – einschließlich den verbliebenen Türmen – abgetragen.

Die Neumärker Straße ist Helmstedts Hauptgeschäftsstraße. Sie bringt uns vom Hausmannsturm zum Markt, einem der schönsten Plätze der Stadt.

Das reich geschmückte Fachwerkhaus am Platz wird als Herzogliches Hoflager – weil Herzog Julius bei seinen Besuchen der Stadt hier weilte – oder – nach einem seiner Besitzer – als Rohrsches Haus bezeichnet.

Größtes Gebäude am Platz ist das Rathaus, das 1906 fertiggestellt wurde. Wie das einige Jahre vorher entstandene Braunschweiger Rathaus ist es neogotisch.

Eine der ersten Universitäten Norddeutschlands war die Academia Julia. Namensgeber ist Herzog Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel, der sie 1576 ins Leben rief. Das prachtvolle Hauptgebäude – Juleum genannt – wurde 1594-1612 unter der Regierung seines Sohns Heinrich Julius gebaut. Eine größere Wertschätzung für diese Institution kann man sich schwer vorstellen. Architekt war übrigens Paul Francke, der später auch die Marienkirche in Wolfenbüttel und Schloss Salder in Salzgitter plante.

Das Hauptportal stellt – wie das Portal des Marino-Catharineum in Braunschweig – die Sieben Freien Künste dar (von denen heute allerdings zwei fehlen).

Aber auch das Nebenportal am Hauptgebäude und ein Portal an einem Nebengebäude fallen ins Auge.

Helmstedt war zeitweise eine der größten Universitäten im Heiligen Römischen Reich: 559 Immatrikulationen allein im Jahr 1616. Es sollte aber auch im Laufe der Zeit Konkurrenz entstehen z. B. durch Kiel (1665), Halle (1694), Göttingen (1737). Damit gingen auch die Studentenzahlen zurück. Unter Jérôme Bonaparte wurde schließlich 1810 die Universität in Helmstedt geschlossen.

An die einstige Universität erinnern zu den eigentlichen Universitätsgebäuden die Professorenhäuser, von denen manche mit Plaketten an die einstigen Bewohner erinnern.

Am nördlichen Rand der Innenstadt kann man noch den Aufbau der früheren Befestigungsanlagen nachvollziehen: außen ein Wall, auf dem man heute spazierengehen kann. Weiter innen die Stadtmauer. Auf dem Bild hier sieht man die Walpurgiskirche.

An einem namenlosen Turm am Wallhof vorbei…

…gelangen wir über den Langen Wall schließlich zur St.-Stephani-Kirche, der Hauptkirche Helmstedts. Seltsamerweise hat gerade sie keinen Glockenturm – vielleicht weil die Stadt ansonsten über genügend Türme verfügt? Gebaut wurde sie von 1230-1300, nachdem Vorgängerbau 1200 während kriegerischer Auseinandersetzungen niedergebrannt war.

Auch der Innenraum lohnt einen Besuch. Der Orgelprospekt stammt noch aus dem Jahr 1584, auch wenn die Orgel dahinter modern ist. Er wurde also kurz nach der Eröffnung der Universität eingebaut, was wohl damit zusammenhängt, dass die Kirche Universitätskirche wurde. Ebenso ein Produkt der Renaissance ist die Kanzel, die 1596 gestiftet wurde und auf einer Mosesfigur ruht.

Zurück zum Hausmannsturm kommen wir über den Batteriewall. Hier kann man noch den Eulenturm bewundern, den letzten erhaltenen mittelalterlichen Turm der Stadtbefestigung. Der Pulverturm mit dem Schieferdach ist erst später bei der Erweiterung der Befestigung gebaut worden. Er diente der Lagerung von Sprengstoff und Schießpulver.

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