Der Kohlmarkt blieb im Zweiten Weltkrieg weitgehend verschont. So entspricht bis auf wenige Ausnahmen die Bebauung derjenigen vor dem Krieg. Einen Mythos kann man an ihm schön widerlegen: die Erinnerung mancher mittlerer bis älterer Braunschweiger, dass früher alles besser war. In Wirklichkeit war der Kohlmarkt bis in die 1970er Jahre ziemlich unwirtlich, von Autos befahren und mit parkenden Autos vollgestellt. Einige Häuser präsentierten schreiende Werbung, bei anderen war die Fassade mit unpassenden Verkleidungen insbesondere im Ladengeschoss verschandelt. Heute hat der Platz Aufenthaltsqualitäten – nicht nur zahlreiche Cafés und Restaurants stuhlen in wärmeren Jahreszeiten aus, auch der Brunnen ist beliebter Platz zum Verweilen.

Das den Platz dominierende Gebäude ist das Haus zum Stern (mit einem goldenen Stern im Giebel), das 1894 als Hotel errichtet wurde und einen älteren Fachwerkbau ersetzte. Im ersten Stockwerk befand sich das Restaurant des Hotels – heute erscheinen die hohen Rundbogenfenster nicht mehr angemessen genutzt.
Während das Haus zum Stern eine historistische Neorenaissance-Fassade aufweist, hat das Haus zur Rose (mit einer goldenen Rose in der Mitte der Fassade) links davon einen „echt“ historischen Giebel aus dem Jahr 1590.
Links davon an der Ecke zur Schuhstraße findet sich ein weiteres Haus mit Renaissance-Fassade, die 1885 dort von Constantin Uhde angebracht wurde. Das Haus stammt eigentlich aus dem 18. Jahrhundert und hatte zu der Zeit eine klassizistische Fassade erhalten.

Wie historistische Bauten im 19. Jahrhundert allmählich vorherrschend wurden, kann man im Vergleich dieser drei Häuser mit einem Gemälde von Ludwig Tacke sehen [1].

An der Südostseite des Platzes steht eine Reihe von Häusern, bei denen vor allem auffällt, wie unterschiedlich hoch sie sind. Dem städtebaulichen Puristen müsste ein Schaudern kommen, aber gerade die Buntheit der Größen und Stile macht für mich den Reiz dieser Reihe aus.
In den 1870er Jahren wurde die Friedrich-Wilhelm-Straße in den Kohlmarkt durchgebrochen. Dabei wurden einige ältere Häuser abgebrochen, und später dieses Eckhaus errichtet, das schon zur Friedrich-Wilhelm-Straße gehört. Es stammt vom gleichen Architekten wie das Haus zum Stern und wirkt ein bisschen wie eine vereinfachte Variante davon.

Wie die Gebäude allmählich wuchsen, sieht man auch am Haus Anker schräg gegenüber, das als Kaufhaus für Herren- und Knabenbekleidung errichtet wurde.

An der südwestlichen Ecke zweigt der Ziegenmarkt ab. Das Eckhaus aus dem 18. Jahrhundert mit dem Glockenspiel weist auf einen Streich Till Eulenspiegels hin, was man freilich – wie beim nicht mehr existierenden Eulenspiegelhaus am Bäckerklint – als Marketing-Gag einordnen muss.

Der Brunnen auf dem Kohlmarkt wurde von Oskar Sommer entworfen, dem wir auch das Herzog-Anton-Ulrich-Museum verdanken. Er wurde 1868/69 errichtet, nachdem einige Jahre vorher der ursprüngliche Brunnen, der seit dem Mittelalter existiert hatte, durch eine moderne Trinkwasserversorgung überflüssig geworden war. Heute ist der Brunnen der Punkt in der Innenstadt, wo man sich an einem schattigen Ort wiederfindet.

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Bildquellen
- [1] Ludwig Tacke: Kohlmarkt
Gemeinfrei