Wenige Meter vom Eingang der Martinikirche entfernt steht das Bankhaus Löbbecke. Das Gebäude hat äußerlich stark den Anschein eines Renaissance-Giebelbaus, aber es stammt in Wirklichkeit aus dem Jahr 1892. Architekt war Constantin Uhde, der sich auch bei anderen Projekten wie der Villa Rimpau oder der Villa Löbbecke bei der Renaissance bedient hat. Man bekommt hier jedenfalls plastisch vorgeführt, wofür Kontogebühren eingesetzt werden. Die Sparda-Bank, die bis von ein paar Jahren 100 m weiter eine sehr schlichte Geschäftsstelle hatte, hat eine ganz andere Botschaft vermittelt.

Die Straße hier kann man als Ausgangspunkt für einen schönen Portal-Spaziergang wählen. Ein paar Meter weiter geht es los: Das Portal westlich neben dem Altstadtrathaus gehörte ursprünglich zu einem schon im 19. Jahrhundert abgebrochenen Haus, das ein Stück weiter stand.

Auch nicht an seinem ursprünglichen Ort steht das frühbarocke Portal am Stechinelli-Haus in der nördlichen Häuserreihe des Altstadtmarkts, das 1630 gefertigt und 60 Jahre später hierhin versetzt wurde.

An der Aula des Martino-Katharineum in der Breiten Straße findet man ein von Balthasar Kircher (der auch wesentliche Teile der Ostfassade des Gewandhauses geschaffen hat) gestaltetes Portal. Zentral sieht man, wie der Schutzheilige Martin seinen Mantel teilt. Darüber sieht man angeblich die Sieben freien Künste, die zu identifizieren mir – abgesehen von der Musik – allerdings Mühe bereitet.

Ursprünglich stand die Schule am Ziegenmarkt/Bankplatz [1]…

… zog aber 1869 in den größeren Bau zwischen Scharrnstraße und Breiter Straße um. Beide Gebäude wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. Beim Wiederaufbau in den 1950er Jahren wurde das übriggebliebene Portal an den Eingang der Aula versetzt.
Schräg gegenüber der Schule finden wir einen Durchgang zur Gördelinger Straße. Entstanden ist er nach der Unterwerfung der Stadt durch die Herzöge von Braunschweig-Wolfenbüttel. Um die Braunschweiger Messe mit neuem Leben zu füllen, wurden hier einige Häuser abgerissen und an deren Stelle der Neuenhof gebaut, in dem Stände und Messgewölbe unterkamen. Auch andere Häuser zwischen Breiter und Gördelinger Straße sowie an der Klöpperstraße (inzwischen Neue Straße) wurden zu diesem Zweck genutzt, dazu das Altstadtrathaus und das Gewandhaus.
1870 wurde dieser Neuenhof wiederum niedergelegt, um eine repräsentativere Passage im neugotischen Stil zu errichten, die sogar mit einem Glasdach ausgestattet war – eine moderne Ladenpassage eben. Als zeittypische Heroisierung des Kriegs mit Frankreich erhielt die Passage den Namen Sedanbazar (nach der Schlacht, in der Napoleon III. unterlag), der aber 1928 durch das neutralere „Handelsweg“ ersetzt wurde. Nach Kriegszerstörungen sieht der Weg heute allerdings deutlich schlichter aus. Es gibt hier einige Kneipen, aber auch einen Comic- und einen Plattenladen. „Alternativ“, wie man so schön sagt.

Die Errichtung des Sedanbazars ging von dem Hotelier Schrader aus. Die Bedeutung von Hotels stieg natürlich mit dem Erblühen der Messen, denn in den jeweils zehntägigen Zeiträumen im Sommer und Winter mussten 2000 – 3000 Gäste untergebracht werden.
Zu den bedeutenden Hotels gehörte Schraders Hotel in der Gördelinger Straße. Die Fassade des Hauses aus den 1710er Jahren hat den Krieg überstanden. In die eine Hälfte zog das Programmkino Regina ein, das in den 1970er Jahren in die Lupe-Kette eingegliedert wurde. 2003 war hier Schluss mit Kino. Danach zog die Komödie am Altstadtmarkt – ein Boulevard-Theater- in die Räumlichkeiten ein.

Ein weiteres Renaissance-Portal gehört wie die oben genannten zum Club der Portale ohne Originalhaus. Es gehörte zum großen Patrizierhaus der Strombecks. Die Ruine blieb bis in die 1970er Jahre stehen, erst danach riss man sie ab, wobei man das Portal quasi als Eingang in die Bartholomäustwete verwendete, die es in dieser Form vorher gar nicht gab, und die ihren Namen von der Bartholomäuskirche bekam, die man dahinter sieht.

Durch die Kaffeetwete und Breite Straße kommen wir zum Sultana, einem syrischen Restaurant. Vorläufer des Sultana war die Krabbenkuppel, ein lykisches Restaurant, das den Älteren noch ein Begriff ist.

Obwohl das Haus ältere Architektur erahnen lässt, ist nur das Portal original. Das ursprüngliche Haus wurde 1713 für den Weinhändler (die Trauben über dem Portal zeigen es!) Rönckendorff errichtet. Der darin betriebene Gasthof hieß folgerichtig Zur Traube, ab 1745 Hôtel d’Angleterre und schließlich im 20. Jahrhundert Englischer Hof.
Hier traf sich auch der Große Club, ein typischer Debattierclub der Aufklärungszeit, der bis 1920 bestand, und dem u. a. Johann Anton Leisewitz und Lessing angehörten.
Das Hotel wurde zur ersten Adresse in Braunschweig. Gäste wie Hardenberg und später Zar Nikolaus I. logierten hier. 1865 wurde das Hotel durch einen Konzertsaal ergänzt, aus dem 1934 der Grotrian-Steinweg-Saal wurde. Auch dieser wurde Opfer der Bombardierungen im 2. Weltkrieg. Inzwischen gibt es im Hinterhof aber wieder einen Theatersaal, das LOT-Theater, mit Zugang von der Kaffeetwete.
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Bildquellen
- [1] Architekturfotos aus Braunschweig
CC-BY-NC - [Karte] OpenStreetMap
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