Keimzelle von Riddagshausen war ein Zisterzienserkloster, das 1145 gegründet wurde und in dem sich Mönche aus dem Weserbergland niederließen. Der Bau der heutigen Kirche begann 1216, geweiht wurde sie 1275. Mir gefällt sie besser als die Kirchen in der Innenstadt.

Die Innenausstattung ist deutlich neuer: der Hochaltar aus dem 18. Jahrhundert…

…und die Kanzel mit wunderschönen Schnitzereien aus dem 17. Jahrhundert.
Den Eingang in die Klosterdomäne bildet ein Torhaus.

Das Haus südlich der Kirche wird von der Diakonie genutzt. Dass das Eingangsportal an dem Haus etwas überraschend wirkt, hat seinen Grund: ursprünglich gehörte es zu einem Haus am Südklint. Den Südklint in direkter Nachbarschaft des Bäckerklint gibt es als Straße gar nicht mehr, weil dort im Krieg dermaßen viel zerstört wurde, dass man das nachher als Einladung dazu auffasste, die Trümmer mit der vierspurigen Güldenstraße zu überbauen. Das Portal ist übrigens von 1591.

Das Dorf außerhalb der Domäne hieß früher Neudorf und wurde 1822 mit dem Klosterbezirk als eine Gemeinde zusammengelegt. Hier finden sich einige Fachwerkhäuser, die eigentlich gar nicht hierhingehören: sie wurden in den 1970er Jahren in anderen Orten zerlegt und „Zwischen den Bächen“ (nämlich Wabe und Alte Mittelriede) wieder aufgebaut.
Früher muss die Kirche mal inmitten von Klostergebäuden gestanden haben. Ich bevorzuge die Situation heute, in der man die Kirche von weit her sehen kann, von Südosten…

…und vom Nehrkornweg im Osten.

Vom Riddagshäuser Dorfkern geht es Richtung Südosten an der Wabe entlang. Am „Grünen Jäger“ mündet der Weg in die Ebertallee. Schräg gegenüber wurde 1934 der Reichsjägerhof für den „Reichsjägermeister“ Hermann Göring gebaut. Offenbar hofften die Nazis in Braunschweig auf Besuche durch den Reichsminister und bauten 1937 sogar die Straße durch den Prinzenpark mittig durchschneidende Straße als „Hermann-Göring-Allee“, die Staatsgäste bis zum Reichsjägerhof bringen sollte. Genutzt hat es ihnen wenig: Göring war lediglich zwei Mal hier.
Heute wird das Pförtnerhäuschen an der Straße von der Waldforum-Einrichtung genutzt, die Wald-Führungen und Wald-Aktionstage anbietet.

In unmittelbarer Nähe befindet sich ein Arboretum, das 1838 für die forstwissenschaftliche Abteilung des Collegium Carolinum zu Lehr- und Forschungszwecken eingerichtet wurde. Mit der Zeit hat es manchen Wandel erlebt, u. a. durch den Bau der Eisenbahn, für den ein Teil im Süden abgetrennt wurde; für den Reichsjägerhof, der wieder seinen Tribut forderte. 1877 wurde die forstliche Abteilung aufgelöst (und gleichzeitig die Institution in Polytechnikum Carolo-Wilhelmina umbenannt; es war der Vorläufer der Technischen Universität). Heute ist das Arboretum parkartig angelegt. Mitunter finden sich Mitglieder der Hirschherde aus dem benachbarten Wildgehege.

Am östlichen Wendepunkt unserer Wanderung befindet sich die idyllisch gelegene Gaststätte Schäfer’s Ruh, die 1907 eingerichtet wurde. Einige Jahre vorher war eine Eisenbahnstrecke vom Braunschweiger Nordbahnhof nach Schöningen am Elm bzw. Mattierzoll südlich von Wolfenbüttel gebaut worden. Der Personenverkehr auf dieser Strecke ist schon 1954 eingestellt worden, aber den Bahndamm kann man nördlich von Schäfer’s Ruh heute noch erahnen. Als hier ein Bahnhof gebaut wurde, ergab sich die Gelegenheit, ein Ausflugslokal in unmittelbarer Nähe zum Naturschutzgebiet einzurichten, das auch heute noch zu empfehlen ist!

Mehr als für Dorf und Kloster steht der Name Riddagshausen heute für die Teichlandschaft. Aber auch diese ist unmittelbar mit dem Kloster verbunden: die Teiche wurden als Fischteiche angelegt. 28 waren es mal an der Zahl, davon sind heute 11 übriggeblieben. Für Be- und Entwässerung wurde auch die Mittelriede angelegt, die parallel zur Wabe verläuft.
Am Schapenbruchteich gibt es einen kleinen Aussichtsturm.

In dem heutigen Naturschutzgebiet finden sich Enten, Gänse, Schwäne, Teichhühner und Blesshühner wohl, die hier regelmäßig brüten. An den westlichsten der Teiche kommt man ihnen am ehesten nah.
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