Ein heißer Favorit auf den Spitzenplatz unter den hässlichsten Gebäuden der Stadt ist zweifellos das TU-Gebäude an der Mühlenpfordtstraße. Es wurde Mitte der 1970er Jahre gebaut, etwa zur gleichen Zeit wie das Studentenwohnheim an der Ecke zum Rebenring, das viele manch einer als eher abschreckend wahrnimmt, das aber zumindest ein architektonisches Konzept aufweist.

Etwas versteckt liegt ein Bauwerk des Namensgebers der Straße, Carl Mühlenpfordt. Es ist das Hochspannungsinstitut, das 1927/28 gebaut wurde. Auffällig sind vor allem die Backsteine mit ihrer Farbe, die man sonst noch an dem AOK-Gebäude an der Fallersleber Straße findet. Das „elenia – Institut für Hochspannungstechnik und Energiesysteme“ gibt es noch heute in dem Gebäude, aber der Schwerpunkt ist wohl eher auf aktuelle Themen wie Elektromobilität und Energieversorgung gewandert.
Mühlenpfordt war ab 1914 Professor an der TU, von 1925 und 1929 Rektor, eine Zeit, die er für die Expansion der elektrotechnischen Institute nutzte. Nach ihm wurde 1946 die Mühlenpfordt-Straße benannt, die vorher lediglich der südliche Abschnitt der Hamburger Straße gewesen war.

Von Constantin Uhde entworfen wurde das 1877 bezogene Hauptgebäude der damaligen Herzoglich Technischen Hochschule Carolo-Wilhelmina. Diese ging hervor aus dem schon 1745 gegründeten Collegium Carolinum.
Gebaut wurde eine vierseitige Anlage mit Innenhof, einem Barockschloss nicht unähnlich. Im Krieg wurde das meiste davon vernichtet. Der südliche Flügel wurde nicht wieder aufgebaut, der westliche nur sehr stark verändert. Es ist eher Zufall, dass ausgerechnet die imposante 100 m lange Hauptfassade so gut erhalten ist.

Das Ensemble gegenüber dem Hauptgebäude wurde von Friedrich Wilhelm Kraemer entworfen und Audimax und Rektoratsgebäude zwischen 1959 und 1961 gebaut. Kraemer war Assistent von Mühlenpfordt gewesen, der wiederum unter anderem bei Uhde Architektur studiert hatte. Es gibt hier also eine Reihe, allerdings gibt es nach dem historistisch denkenden Uhde (krassestes Beispiel das Bankhaus Löbbecke neben der Martinikirche) einen Bruch, während man zwischen Mühlenpfordt und Kraemer eine Kontinuität sehen kann, eine neben dem Bauhaus laufende Braunschweiger Entwicklung.

Der „Wolkenzug über nachtschwarzem Himmel“ am Audimax stammt von Hans Arp. Nanu, denkt man, wo ist hier der nachtschwarze Himmel? Tatsächlich war der kubische Hörsaal bei seiner Eröffnung dunkelanthrazit, während die Wolken aluminiumfarben waren. Beim Weiterbau des Forums wurde es notwendig, die Bibliothek (1969-71) hell zu gestalten, weswegen Kraemer der Einheitlichkeit halber auch den Kubus in heller Farbe erscheinen lassen wollte. Dies wiederum hätte die Wolkenskulptur sinnlos erscheinen lassen, wenn sie nicht dunkel gefärbt worden wären. Dafür war die Einwilligung der Witwe von Hans Arp notwendig, denn auch ein solches Kunstwerk unterliegt dem Urheberrecht.

In der gleichen Tradition steht das Okerhaus von Dieter Oesterlen von 1957/58, ein Hochhaus mit 17 Geschossen. Es steht quer zum einstigen Südflügel des Hauptgebäudes und ist lediglich 10 m breit!
Das neueste Gebäude in diesem zentralen Bereich ist das Studierendenhaus im Vordergrund nach Plänen von Gustav Düsing und Max Hacke. Im Januar 2023 fast drei Jahre nach Baubeginn eröffnet, gefällt mir vor allem das durchlässige Erscheinungsbild, das einen schönen Kontrapunkt zum Hauptgebäude bildet.

Sehenswert ist die Gaußstraße mit ihren Villen…

…und die Grundschule am Bültenweg von Ludwig Winter, der auch für die Rekonstruktion der Burg verantwortlich ist.

Dass ein Haus keine großartige Außenarchitektur braucht, um einen schönen Innenraum zu haben, zeigt das Troja, eins der Restaurants, das man immer reservieren sollte.

Über den Bültenweg gelangt man schließlich zum Botanischen Garten. Dieser wurde hier 1840 angelegt, nachdem der vorherige Standort auf der gegenüberliegenden Okerseite zu klein geworden war.

Der schluchtartige Bereich an dem künstlichen Wasserfall hier geht auf einen Flößerkanal der zwischen Gliesmaroder und Karlstraße Richtung Osten verlief und nahe dem Gliesmaroder Turm in die Mittelriede mündet. Er wurde Mitte des 18. Jahrhunderts, also ungefähr zur gleichen Zeit angelegt wie der Fuhsekanal, der vom Südsee Richtung Westen verläuft. Über Schunter, Mittelriede und diesen Kanal wurde Holz und Material für die zu dieser Zeit angefangene Straßenpflasterung aus dem Elm nach Braunschweig transportiert.
Auch noch aus dieser Zeit stammt der Pavillon, der dem Verwalter des Holzhofs als Wohnung diente.

Von hier sieht man auf der anderen Seite der Humboldt-Straße Häuser, die für Soldatenfamilien der dahinter befindlichen (im Krieg zerstörten) Kaserne gebaut wurden. Zu dieser Zeit hat man Kasernen noch mit architektonischen Ambitionen bauen lassen, denn entworfen hatte sie – kurz nach dem Alten Braunschweiger Bahnhof – kein Geringerer als Carl Theodor Ottmer.

Übrigens gib es vor dem Haupteingang des Botanischen Gartens – gleich neben dem Torhäuschen – ein denkmalgeschütztes Pissoir. Das Innere ist modern, allerdings nur für Männer gedacht, ebenso wie das historische Pissoir am Staatstheater. Das scheint ein Muster ein Braunschweig zu sein: in anderen öffentlichen Toilettenanlagen ist es so, dass Männer umsonst dürfen, Frauen aber bezahlen sollen, wenn sie müssen. Seltsam, dass sich niemand gegen diese Diskriminierung engagiert.

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