Braunschweig – Magdeburg
Nach der Verbindung nach Bad Harzburg kamen die West-Ost-Verbindungen wieder mehr in den Fokus. Richtung Osten war die nächste bedeutende Stadt Magdeburg. Von dort gab es ab 1840 eine Verbindung über Leipzig bis nach Dresden. Um die Verbindung dahin preisgünstig herzustellen, bot es sich an, schon existierende Bahnstrecken mitzunutzen: es gab schon die Strecke zwischen Braunschweig und Wolfenbüttel auf der einen Seite. Auf der anderen erhielt die Magdeburg-Halberstädter Eisenbahn-Actiengesellschaft (MHE) Anfang 1842 von Preußen eine Konzession für eine Strecke zwischen Magdeburg und Halberstadt.
Die Lücke konnte durch den Bau einer Trasse zwischen Wolfenbüttel und Oschersleben gefüllt werden. Hier kam wieder Braunschweig ins Spiel: die Braunschweigische Staatseisenbahn baute den letzteren Abschnitt und eröffnete im Juli 1843, einen Tag nachdem die MHE ihre Strecke öffnet hatte. Der Streckenabschnitt führt über Jerxheim südlich des Elms über bautechnisch relativ unproblematisches Gelände.
Die Bedeutung dieser Strecke werden wir in den nächsten Abschnitten noch erläutern.

Im Jahr 1843 wurde beschlossen, für den zunehmenden Verkehr das alte Bahnhofsgebäude in Braunschweig zu ersetzen. Wieder wurde Carl Theodor Ottmer beauftragt. Von dem sodann errichteten und 1845 eröffnete Gebäude ist heute noch die Fassade zum Friedrich-Wilhelm-Platz erhalten. Nicht nur wurde es wesentlich größer als der erste Bau, auch im Stil wurde Gotik durch Klassizismus ersetzt.
Im folgenden Jahr wurde die Trasse zwischen Braunschweig und Wolfenbüttel doppelgleisig erweitert, um den Verkehr aufnehmen zu können, der nun in zwei Richtungen strömte.
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Braunschweig – Lehrte
Wie wir gesehen haben, war es weit schwieriger, mit Hannover über ein Eisenbahnbau übereinzukommen. Ende der 1830er Jahre kristallisierte sich das Projekt einer Kreuzbahn heraus: eine West-Ost-Verbindung von Hannover nach Braunschweig sowie eine Nord-Süd-Verbindung von Celle nach Hildesheim mit Lehrte als Kreuzungspunkt. Man erkennt hierin die Ursprung Lehrtes als Eisenbahn-Knotenpunkt, den man ohne die Historie gar nicht verstehen würde. Tatsächlich hatte Lehrte damals nicht einmal 800 Einwohner. Der Grund für diese seltsame Wahl lag darin, dass König Ernst August I., der seit 1837 regierte, kein Interesse daran hatte, Hannover selbst zu einem Eisenbahn-Knotenpunkt zu machen und dort nur einen kleineren Haltepunkt erlaubte. Preußen wollte eine Verbindung seiner westlichen und östlichen Teile. So wurde das Konzept der Kreuzbahn bis zum preußischen Minden an der Weser erweitert.

Wie Braunschweig – und anders als Sachsen und Preußen – gründete Hannover ein staatliches Eisenbahn-Unternehmen, die Königlich Hannöverschen Staatseisenbahnen. Zunächst wurde die West-Ost-Verbindung gebaut: Der Abschnitt zwischen Hannover und Lehrte wurde im Oktober 1843 eröffnet, im Dezember der Abschnitt bis zur Landesgrenze.
Zuletzt wurde im Mai 1844 von der Herzoglich Braunschweigischen Staatseisenbahn das verbleibende Stück von der Grenze zwischen Peine und Vechelde bis zur Stadt Braunschweig vollendet.
Danach folgte die Nord-Süd-Trasse: im Oktober 1845 Celle – Lehrte, im Juni 1846 Lehrte – Hildesheim. Die lang ersehnten weiteren Anschlüsse nach Westen und Norden dauerten noch länger, kamen dann aber in schneller Folge zustand. Im Mai 1847 wurde die Strecke zwischen Lehrte und Celle über Uelzen und Lüneburg nach Harburg verlängert. Jetzt hatte Braunschweig endlich eine Verbindung zu einem Seehafen! Im Oktober des gleichen Jahres wurde die Trasse zwischen Hannover und Minden fertiggestellt. Hier schloss sie an die Köln-Mindener Strecke an, die über Bielefeld, Hamm und das Ruhrgebiet bis nach Köln führte. Im Dezember folgte die Strecke nach Bremen, die in Wunstorf von der Strecke Hannover-Minden abzweigte. Somit war auch der zweite Seehafen von Braunschweig aus mit der Bahn erreichbar. Vor allem aber: Braunschweig war Station der langen zusammenhängenden Trasse von Köln bis nach Berlin, die in der nächsten Zeit eine der wichtigsten in Deutschland wurde.
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Bildquellen
- [1] Bahnhof Jerxheim
Ansichten alter Bahnhöfe in Braunschweig und Umgebung
CC-BY-NC - [2] Lokomotive „Braunschweig“
Die Entwicklung der Lokomotive im Gebiete des Vereins Deutscher Eisenbahnverwaltungen. 1. Band 1835-1880
Gemeinfrei - [3, 4, 5] Alter Bahnhof Braunschweig
Ansichten alter Bahnhöfe in Braunschweig und Umgebung
CC-BY-NC - [Karten] OpenStreetMap
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