Dom

Der Braunschweiger Dom ist die zentrale Kirche in Braunschweig. Dom ist er nicht im Sinne von „Bischofssitz“, sondern als Stiftskirche. Stifter war Heinrich der Löwe, der den Bau nach seiner Rückkehr aus dem Heiligen Land 1173 initiierte. Als er 1195 starb, war der Dom gerade in einem Zustand, dass man ihn – wie seine Gemahlin einige Jahre vorher – dort begraben konnte. Auch für einige seiner Nachfolger wurde der Dom Grablege.

Dom von Südosten

Namenspatron ist übrigens Blasius von Sebaste (deshalb auch der Kirchenname St. Blasii). Im Gegensatz zum Namenspatron von St. Magni, den niemand kennt, ist er einer der 14 Nothelfer, den man anruft, wenn man gerade eine Fischgräte im Hals hat (weil die Legende besagt, dass er im Gefängnis einem Jungen das Leben rettete, der ebendies Problem hatte).

Ich mag die Löwen, die die Sitzbänke um den Dom tragen. Sie sollen Gesellenstücke aus den 1980ern sein.

Löwe 1
Löwe 2
Löwe 3

Schon aus der Frühzeit des Doms stammt der siebenarmige Leuchter, der – aus Bronze gegossen – 400 kg schwer und fast fünf Meter hoch ist.

Siebenarmiger Leuchter im Dom

Bei all der Masse beeindrucken die fein ziselierten Details am Fuß.

Fuß des siebenarmigen Leuchters 1
Fuß des siebenarmigen Leuchters 2

Noch vor dem Altarraum findet man Relieffiguren Heinrichs des Löwen und seiner Frau. An dem Modell des Doms in seinem Arm kann man ablesen, dass es ursprünglich auf jeder Seite nur jeweils ein Seitenschiff gab.

Skulptur Heinrichs des Löwen

Seine Frau Mathilde kam als Tochter von Henry II. mit einer reichlichen Mitgift aus England. Sie wurde gerade einmal 33 Jahre alt.

Skulptur Mathildes

Aus dem 13. Jahrhundert sind die Secco-Malereien an der Decke. Sie wurden später übermalt, 1845 wiederentdeckt und restauriert. In der Vierung…

Vierung des Doms

…und im südlichen Seitenschiff.

Decke des südlichen Seitenschiffs des Doms

Andere Teile sind farblich schlichter gehalten, zum Beispiel das nördliche Seitenschiff.

Nördliches Seitenschiff des Doms

Am Ende des Seitenschiffs hängt das Imervard-Kreuz, das wohl sogar älter als der Dom selbst ist. Ursprünglich war es farbig: purpurrotes Gewand, grünes Untergewand, umbrarote Wangen, mit Goldblech belegter Gürtel.

Imervard-Kreuz

Die Grablege der Welfen mit 21 Särgen befindet sich in der Krypta.

Krypta des Doms

Auf dem Ruhfäutchenplatz, 50 m nördlich vom Dom, wurde 2006 die Bronzesäule „2000 Jahre Christentum“ aufgestellt. Als Künstler wurde Jürgen Weber beauftragt, der einige andere Skulpturen in Braunschweig geschaffen hat, darunter der Ringerbrunnen. In der Größe (die Säule ist fast 9 m hoch) und der Vielzahl von Details geht sie aber deutlich über den Ringerbrunnen hinaus. Damit man die Details in größerer Höhe überhaupt sehen kann, gibt es ein Fernrohr.

Säule Christentum 1
Säule Christentum 2

Eine Kuriosität kann man in der östlichen Außenwand des Doms ausmachen: eine Kanonenkugel mit Datumsangabe. Zeitlich passt sie zu einer Belagerung der Stadt durch Herzog Friedrich Ulrich. Allerdings macht die Entfernung zur Stadtbefestigung deutlich, dass hierhin nie eine Kugel geflogen sein kann.

Kanonenkugel in Domwand

Ein Teil des Platzes südlich des Domplatzes – also des Platzes südlich des Doms – heißt seit 2012 Fritz-Bauer-Platz. Der Name ehrt einen Mann, der 1951-56 Generalstaatsanwalt in Braunschweig war. Der 1903 in Stuttgart geborene Bauer wurde nach vorübergehender Inhaftierung im KZ als Amtsrichter entlassen. Er emigrierte über Dänemark nach Schweden.

Nach seiner Rückkehr nach Deutschland wurde er zunächst Landgerichtsdirektor in Braunschweig, dann Generalstaatsanwalt am Oberlandesgericht. Hier wurde 1952 der Prozess gegen Otto Ernst Remer wegen „Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener“ geführt, der zu der gerichtlichen Feststellung führte, dass der NS-Staat ein Unrechtsstaat gewesen war und somit die Widerstandskämpfer des 20. Juli zum Wohle Deutschlands gehandelt hätten – eine Wertung, die in der deutschen Öffentlichkeit zu der Zeit keineswegs selbstverständlich war.

Nach seiner Tätigkeit in Braunschweig wechselte Bauer nach Frankfurt, wo er im Frankfurter Auschwitz-Prozess 1963-65 (also erst 18 Jahre nach Zusammenbruch des NS-Regimes!) Anklage erhob.

Justitia an Generalstaatsanwaltschaft

An diesem Platz wurde während Bauers Braunschweiger Zeit 1954-56 das Gebäude der Generalstaatsanwaltschaft errichtet. Er selbst soll sich für die Anbringung der von Bodo Kampmann entworfenen Justitia eingesetzt haben. Anders als in der traditionellen Darstellung trägt sie weder Schwert noch Augenbinde. Sie selbst ist die Waage, die die Menschen trägt.

Die Straße, die vom Domplatz zur Schuhstraße führt, wird Kleine Burg genannt. Sie lag ursprünglich außerhalb des Grabens, der die Burg vollständig umschloss. Für Priester des Stifts – die Kapitulare – sind hier einige sogenannte Stiftsherrenhäuser gebaut worden, die teilweise erhalten sind.

In einem Teil davon sind Einrichtungen des Gymnasiums Kleine Burg – wie Mensa und Bibliothek – untergebracht.

Kleine Burg

Am westlichen Ende der Kleinen Burg markiert die Hofapotheke den Übergang zum Sack.

Westliches Ende der Kleinen Burg

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