Sack

Sack ist der Name einer Straße, aber auch des kleinsten der Weichbilde, aus denen im Mittelalter die Stadt zusammengewachsen ist. Außer der gleichnamigen Straße gehörten kaum mehr als deren Nebenstraßen dazu. Nicht einmal eine eigene Pfarrkirche hatte dieser Stadtteil. Ein Großteil des einstigen Weichbilds ist heutzutage Einkaufsstraße.

Eines der gelungensten Gebäude der Nachkriegszeit befindet sich gleich am westlichen Ende der Fußgängerzone, gegenüber dem Welfenhof-Center. Gegründet wurde die Buchhandlung 1867 durch Wilhelm Graff an der Kannengießerstraße (in der Nähe der Brüdernkirche). Zwischenzeitlich war der Standort an der Neuen Straße. Dort musste nach Kriegszerstörung das Gebäude neu aufgebaut werden. Das Nachkriegsgebäude dort kann man heute immer noch an dem Graff-Schriftzug an der Fassade erkennen. Es gab auch einen Verlag A. Graff (so wie es übrigens auch zur Buchhandlung Benno Goeritz in der Breiten Straße einen Verlag gab), der aber schon 1985 aufgegeben wurde.

Gebäude von Graff

Das Gebäude am Sack stammt aus dem Jahr 1999, und ich finde, dass es sich architektonisch gut hält. Wie etabliert die Buchhandlung in der Stadt ist, kann man daran sehen, dass 2005-2010 eine große und gut ausgestattete Thalia-Filiale im Hutfiltern das etablierte Geschäft nicht verdrängen konnte. Heute gibt es nur noch eine kleine Thalia-Filiale in den Schloss-Passagen, die aber mehr durch Süßigkeiten und Gedöns auffällt als durch ihr literarisches Angebot. Graff punktet dagegen anscheinend mit Autoren-Lesungen und hat mir in der Corona-Zeit sogar selbständig Bücher nach Haus geliefert.

Für das Langerfeldt-Haus (hier sitzt seit 2020 Summersby) von 1897 zeichnet Max Osterloh als Architekt verantwortlich.

Langerfeldt-Haus 1

Das Wäschehaus expandierte sowohl hier am Sack als auch an Packhofstraße und Papenstieg. Im Krieg wurde hier zwar einiges zerstört. Dennoch hat sich sowohl die Fassade am Sack als auch die der Werkstatthäuser am Papenstieg (1903/04 und 1910) erhalten, wo man schon Jugendstilelemente findet.

Langerfeldt-Haus 2

Die Neue Straße biegt Richtung Westen ab. Hier gibt es einige Fachwerkhäuser und im Sommer einiges an Gastronomie im Freien. Auch das Universum Filmtheater befindet sich hier.

Neue Straße

Im Zentrum des Sack steht seit 1975 der Ringerbrunnen. Gestaltet wurde er von dem Bildhauer Jürgen Weber, der sich hier einen besonderen Spaß erlaubte. Dargestellt ist Herkules (erkennbar an dem Löwenfell an seinen Füßen) im Kampf mit dem Riesen Anthäus. In der griechischen Mythologie ist Anthäus unbesiegbar, weil er aus der Erde – seiner Mutter Gaia – immer neue Energie zieht. Herkules besiegt ihn, indem er ihn in die Luft hebt und so – seiner Kräfte beraubt – erwürgt.

Ringerbrunnen

Auf der Skulptur sind allerdings auf der Hose von Anthäus die Namen von Webers Kritikern eingraviert, der Herkules dagegen trägt die Initialen J.W. Dargestellt ist hier also, wie Weber seinen Kritikern den Boden entzieht.

Die vom Ringerbrunnen nach Osten führende Straße heißt treffend „Vor der Burg“. In der Vorweihnachtszeit ist leicht zu sehen, in welche Richtung es geht…

Vor der Burg

Einige Meter weiter finden wir die Hofapotheke, die für sich beansprucht, seit dem 15. Jahrhundert hier kontinuierlich zu bestehen. In seine jetzige Form wurde das Haus aber wohl erst 1884 gebracht, als die Einmündung der Kleinen Burg verbreitert wurde. An dem Gebäude wird man keinen rechten Winkel finden, trotzdem wirkt gerade der Eingangsbereich sehr stimmig.

Hofapotheke

In der Schuhstraße kommen wir an die Grenze zwischen Sack und Altstadt, was man an der Bebauung aber gar nicht merkt. An der Ecke zur Stephanstraße stand seit 1889 das Kaufhaus Adolf Frank. Schon 1933 (also lange vor der Reichspogromnacht) gab es hier einen Sturm auf das Geschäft eines jüdischen Unternehmers durch Nationalsozialisten, der sich übrigens auch gegen das benachbarte Karstadt richtete. Nach mehreren Umbauten des Hauses hat hier 2008 eine Filiale von New Yorker eröffnet (dessen Zentrale sich in Braunschweig befindet) und dürfte den Rekord für die grellste Eigenwerbung anstreben.

Gebäude von New Yorker

Wie das Langerfeldt-Haus geht auch das heute von Peek & Cloppenburg betriebene Modehaus auf den Architekten Max Osterloh zurück und ist 1885/95 entstanden. Ursprünglich wurde das Kaufhaus hier von der Firma Witting betrieben. 1974 wurde die Firma von Peek & Cloppenburg übernommen.

Gebäude von Peek & Cloppenburg
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