Allgemeines
Nach der Eröffnung des Braunschweiger Hauptbahnhofs lag die Entwicklung von neuen Trassen für einige Jahrzehnte aus Eis. Jahrzehnte, die hauptsächlich von Stilllegungen geprägt waren. In der jungen Bundesrepublik lag Braunschweig im Rand: die Hauptroute in Nord-Süd-Richtung verlief abseits durch Hannover. Züge in West-Ost-Richtung endeten in Hannover, allenfalls war Braunschweig noch der Endbahnhof. In technische Hinsicht war die auffallendste Errungenschaft die Elektrifizierung der Hauptstrecken im Laufe des Jahres 1976: nach Hildesheim, nach Hannover, nach Helmstedt.
Weddeler Schleife
Das Thema „Verbindung zwischen Berlin und Hannover“ ist eines, das erstaunlicherweise nicht erst nach der Wende, sondern schon 1987 wieder aufs Tapet kam. Es ging um den Ausbau der Transitverbindung durch die DDR und gleichzeitig ihre Elektrifizierung. Wenn man sich die Diskussionen in den nachfolgenden Jahren anschaut, wird man an die Streitereien 150 Jahre vorher erinnert. Es gab mehrere Optionen: eine Nordroute über Stendal und eine Südroute über Magdeburg und Braunschweig, und Kombinationen. Eine davon hätte z. B. die Berlin-Lehrter Bahn bis Oebisfelde geführt, um dann – ähnlich wie die Nebenbahn Braunschweig – Oebisfelde – Richtung Braunschweig abzuknicken. Klar ist, dass zahlreiche Varianten entweder Wolfsburg oder Braunschweig, vor allem aber auch Magdeburg vom durchgehenden Verkehr abgeschnitten hätten. Parteien in der Auseinandersetzung waren zahlreich: die jeweiligen Städte, Handelsverbände, Ministerien, und nicht zuletzt die Deutsche Bundesbahn.
Nach der Wende wurde die Frage drängender, denn natürlich musste es nun eine leistungsfähige Verbindung zwischen dem Westen und der künftigen Hauptstadt geben. Herausgekommen ist eine Kompromisslösung: es gibt eine Schnellfahrstrecke zwischen Berlin und Lehrte, auf der – wie bisher – Wolfsburg liegt. Bei Fallersleben biegt eine Verbindungsstrecke nach Braunschweig ab, die Weddeler Schleife genannt. Der nördliche Teil davon existierte schon seit den 1940ern. Für eine Brücke, die für das kreuzungsfreie Ausfädeln aus der Schnellfahrstrecke erforderlich war, gab es schon die Widerlager. Der südliche Teil, der sich geradlinig an den nördlichen anschließt, musste dagegen komplett neu erstellt werden. Die neue Strecke wurde gleichzeitig mit der Schnellfahrstrecke nach Berlin gebaut.
Die Eröffnung konnte zeitgleich im Jahr 1998 erfolgen. Dadurch wurde die Schuntertalbahn obsolet und wurde in den nächsten Jahren abgebaut. Als letztes Überbleibsel wurde 2004 der Abschnitt zwischen Gliesmarode und Braunschweig Ost (vorher auch Gliesmarode West genannt) stillgelegt.
Die Weddeler Schleife wurde zwischen Weddel und Fallersleben zunächst eingleisig gebaut, aber für den zweigleisigen Ausbau vorbereitet. Dieser wird seit 2021 durchgeführt und voraussichtlich 2024 fertiggestellt. Ein wesentlicher Grund ist die dadurch ermöglichte Einführung eines halbstündigen Nahverkehrs-Takts zwischen Braunschweig und Wolfsburg. Es werden aber auch Verspätungen im Fernverkehr vermieden.
Karte
Blau: Trasse vor 1998
Rot: Weddeler Schleife
Hildesheimer Schleife
Eine fast ebenso große Rolle für den Fernverkehr im Braunschweiger Land spielte die Anbindung an den Nord-Süd-Verkehr. Als ab 1973 die Schnellfahrstrecke von Hamburg über Hannover nach Würzburg gebaut wurde, führte diese nicht direkt über Hildesheim. Die 1992 in Betrieb genommene Hildesheimer Schleife ermöglichte das Einfädeln der bestehenden Strecke Braunschweig – Hildesheim in die Schnellfahrstrecke Richtung Süden.
So wurde eine ICE-Verbindung zwischen Braunschweig und Frankfurt möglich, zusammen mit der später gebauten Weddeler Schleife eine Verbindung zwischen Berlin und Frankfurt über Braunschweig.
Karte
Rot: Trasse Braunschweig – Hildesheim – Nordstemmen
Blau: Hildesheimer Schleife
Grün: Schnellfahrstrecke