Der Inselwall beginnt im Norden am Gaußberg, der seinen Namen nach dem 1880 dort enthüllten Denkmal trägt.

Gauß wirkte zwar den größten Teil seines Lebens (1777 – 1855) in Göttingen und starb dort. Einige seiner bedeutendsten Arbeiten – wie etwa die Disquisitiones Arithmeticae, die die Statue hier in der linken Hand halten soll – verfasste er aber in seiner Geburtsstadt Braunschweig.
Gauß ist zweifelsohne einer der bedeutendsten Mathematiker, was man nicht nur an zahllosen Konzepten und Methoden sieht, die nach ihm benannt sind: Die Gaußsche Normalverteilung, das Gaußsche Eliminationsverfahren, das Gauß-Newton-Verfahren.
Der Gaußberg war ursprünglich als Bollwerk Teil der Stadtbefestigung. Im 19. Jahrhundert war er noch unter dem Namen Anatomieberg bekannt, nach dem Gebäude des Anatomisch-Chirurgischen Instituts des Collegium Carolinum (des Vorläufers der TU), das sich bis 1824 auf dem Berg befand.

Eine weitere Würdigung des Mathematikers findet sich ein Stück weiter entlang der Bammelsburger Straße. 1892 wurde hier eine Fußgängerbrücke errichtet, die zehn Jahre später durch die größere Brücke mit dem gusseisernen Geländer ersetzt wurde. Erst zu dieser Zeit wurde das angrenzende Viertel nördlich der Oker erschlossen.

Im höhergelegenen Teil des Geländes des Inselwallparks gibt es einen Springbrunnen, der nicht nur als Zierde, sondern auch als beliebtes Schwimmbecken für Hunde dient.

Mehrere der hier platzierten Skulpturen stammen aus dem Garten von Schloss Salzdahlum, das 1813 abgerissen wurde und von dem heute kaum mehr eine Spur zu finden ist.
Aus der Ursprungszeit der Anlage einer Villa in diesem Park stammen noch die Tore, die die Straße von der öffentlichen Vorfahrt trennen.

Im tiefergelegenen Geländeteil überqueren wir den Neustadtmühlengraben. Wir befinden uns hier nicht weit vom Zusammenfluss des westlichen und östlichen Umflutgrabens, der naturgemäß der niedrigste Punkt der Innenstadt ist.

Zur südlichen Seite – also der Straßenseite – ist die Fassade der Villa Löbbecke gerichtet, die man am besten aus erhöhter Position über den Bammelsburger Teich hinweg sieht.

Der Wasserstand der Umflutgraben im Innenstadtbereich wird mit Hilfe von zwei Wehren reguliert: dem Wendenwehr am Gaußberg für den östlichen Umflutgraben und dem Wendenwehr am Inselwallpark für den westlichen. Nur letzteres hat seit 2022 eine Fischtreppe, die gleichzeitig eine Möglichkeit bietet, mit dem Kanu (zumindest flußabwärts) ohne Umtragen zum nördlichen Okerverlauf zu gelangen. Die Kanuverleih-Stationen befinden sich aber beide am östlichen Okergraben. Deshalb sieht man nördlich der Wehre weniger Kanus, sondern eher Ruderboote des Ruder-Klubs „Normannia“.

Am Wendenwehr finden gelegentlich auch Kajak-Wettbewerbe statt. Das notwendige „wilde Wasser“ liefert das Wehr dank mehreren Metern Höhendifferenz.

Karte
Geschichte
Der Park am Inselwall ist – wie die anderen Parks an den Umflutgräben – nach dem Schleifen der Befestigungsanlagen Anfang des 19. Jahrhunderts entstanden, allerdings nicht in einem Guss, sondern in einigen Schritten. Es ist ganz interessant, das mal anhand alter Karten anzusehen. 1765 [1] sieht man noch die im 18. Jahrhundert nach
niederländischem Vorbild angelegten Bastionen mit der davor angestauten Oker. Inmitten der Oker liegen quasi als Inseln Ravelins. 1836 [2] ist der Graben am Gaußberg rechts oben zugeschüttet und somit das angrenzende Ravelin „verlandet“. Der Graben auf der linken Seite ist nach Norden verlängert. Aus der Bastion ist inzwischen ein englischer Landschaftspark mit einer mehrflügeligen Villa für die Familie Bierbaum geworden – daher der zu dieser Zeit entstandene Name Bierbaums Garten. Auf dem vorgelagerten Ravelin – immer noch eine Insel – war inzwischen ein romantischer Rundtempel angelegt worden. All dies war Privatbesitz.
1865 kaufte die Bankierfamilie Löbbecke das Anwesen. Von Constantin Uhde, der auch das Bankhaus am Altstadtmarkt entwarf, ließen sie sich zum einen die Villa umgestalten, zum anderen eine weitere Villa an die Stelle des Rundtempels setzen, die heute als Villa Löbbecke bekannt ist. Auf der Karte von 1899 [3] sieht man außerdem, dass inzwischen die neue Villa durch zwei Dämme über den Okergraben nach Süden an die Straße – den heutigen Inselwall – angeschlossen worden ist, wodurch der Bammelsburger Teich entstanden ist. Die alte Villa ist im Zweiten Weltkrieg ausgebrannt; von ihr ist nichts mehr erhalten. An ihrer Stelle steht heute [4] der Springbrunnen. Bis auf die Villa Löbbecke ist der ganze Park öffentlich zugänglich. Durch mehrere Brücken wurden die beiden Parkhälften miteinander sowie mit dem Maschplatz und der Bammelsburger Straße verbunden.
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Bildquellen
- [1] Braunschweig 1765
Gemeinfrei - [2] Braunschweig mit der Promenade und den daranstoßenden Gärten
Carl Maré, Carl Wilhelm Schenk
Gemeinfrei - [3] Ortsbauplan der Stadt Braunschweig 1889
Friedrich Knoll
Gemeinfrei - [4, Karte] OpenStreetMap
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