Skulpturen

Wie eine Gesellschaft sich sieht, wie sie gesehen werden will, das drückt sich auch aus in Straßen, Häusern, Fassaden. Es spiegelt sich aber auch wider in den Skulpturen, die im öffentlichen Raum aufgestellt werden. Also ist es interessant, mal zu schauen, wer in Skulpturen gewürdigt wird (und wer nicht) und wie die dargestellten Figuren erscheinen.

Zu den wichtigsten und ältesten noch existierenden Denkmälern gehören die des in Braunschweig geborenen Mathematikers Carl Friedrich Gauß (am Gaußberg) und des in Braunschweig gestorbenen Schriftstellers Gotthold Ephraim Lessing (auf dem Lessingplatz).

Skulptur Carl Friedrich Gauß
Skulptur Gotthold Ephraim Lessing

Ricarda Huch hat es nicht zu größerer Präsenz im Braunschweiger Stadtraum geschafft (obwohl immerhin eine Schule ihren Namen trägt). Ein Standbild des in Braunschweig geborenen Komponisten Louis Spohr findet sich nicht in Braunschweig, sondern in seiner Wahlheimat Kassel.

Zu den Promis gehören auch die beiden Herzöge Carl Wilhelm Ferdinand und Friedrich Wilhelm, der Schwarze Herzog. Nach der Sprengung des Schlosses mussten sie jahrzehntelang mit dem Platz an der Kurt-Schuhmacher-Straße nahe dem Löwenwall vorlieb nehmen. Nach dem Wiederaufbau des Schlosses sind die Reiterstandbilder wieder vor das Schloss zurückgekehrt. Mit den Reiterstandbildern ist die Verehrung noch nicht zu Ende: außerdem gibt es noch den Obelisken auf dem Löwenwall und für Friedrich Wilhelm einen Obelisken in Ölper sowie die Friedrich-Wilhelm-Eiche am Petritorwall.

Skulptur Herzog Carl Wilhelm Ferdinand
Skulptur Herzog Friedrich Wilhelm

Für die Geschichte Braunschweigs waren auch Heinrich der Löwe (Brunnen auf dem Hagenmarkt) und Johannes Bugenhagen (Südostseite der Brüdernkirche) wichtig. Ersterer zum einen für das Stadtbild, da er im 12. Jahrhundert Neubauten von Burg und Dom anstieß, den Braunschweiger Löwen auf dem Burgplatz errichten ließ und die Anlage des Hagens und wahrscheinlich der Neustadt veranlasste; zum anderen, weil er politisch wesentliche Zwischenstationen auf dem Weg zu einem von Welfen beherrschten Herzogtum erlangte. Letzterer, weil er die Einführung der Reformation in der Stadt Braunschweig vorantrieb.

Skulptur Heinrich der Löwe
Skulptur Johannes Bugenhagen

Soweit zu historischen Personen, die mittels Skulpturen gewürdigt werden. Wenn wir nun solche betrachten, die allegorisch oder fiktiv sind, wird das ganze überkommene Geschlechterbild deutlich: Dionysos (auf dem Universitätsplatz) steht allegorisch für das Rauschhafte und die Formen sprengende. Siegfried (auf dem Burgundenplatz) als Held der Nibelungensage repräsentiert Mut und Tapferkeit. Beides sind natürlich Männer.

Skulptur Dionysos
Skulptur Siegfried

Weitere Skulpturen von Jürgen Weber – dem Bildhauer des Dionysos – sind der Ringerbrunnen (am Sack) und „Die große Verweigerung“ (vor dem Städtischen Museum). Das eine ist eine trotzige Selbstdarstellung des Künstlers als Herkules, der den Kampf mit seinen Kritikern führt.

Skulptur Ringerbrunnen
Skulptur "Die große Verweigerung"

Wie anders sind da Skulpturen, die Frauen darstellen. Die „Liebe zum Vollmond“ (im Theaterpark): frivol. „Die Kauernde“ (in der Bartholomäustwete): anmutig.

Skulptur "Liebe zum Vollmond"
Skulptur "Die Kauernde"

Nicht diesem Schönheitsideal entsprechen zwei andere Frauen: Die „Venus von Braunschweig“ (Am Wendentor), wiederum von Jürgen Weber, ein draller Körper mit einem etwas maskulin wirkenden Kopf. Die „Thüringer Venus“ (im Museumspark), bei der der dümmliche Gesichtsausdruck auf dem eigentlich schönen Körper irritiert.

Skulptur "Venus von Braunschweig"
Skulptur "Thüringer Venus"

Vollends zum Klischee wird es auf dem Hauptfriedhof. Die Rolle für Frauen hier: die Trauernde (mit Vorliebe natürlich um Männer).

Skulptur auf Hauptfriedhof (I)
Skulptur auf Hauptfriedhof (II)

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