Wenn wir vom Lessing-Denkmal aus die vielspurige Straße überqueren, stoßen wir auf der südlichen Seite der Straße auf die klassizistische Villa „Salve Hospes“ (Sei gegrüßt, Gast). Dieses Schmuckstück wurde von Peter Joseph Krahe entworfen, der auch für einen Großteil der Landschaftsarchitektur der Wallanlagen verantwortlich zeichnet.

Gebaut wurde es zwischen 1805 und 1808 auf einem Gelände von 4,5 ha Größe für einen Getreide- und Hopfenhändler namens Krause. In einem so großen Garten konnte Krahe einen regelrechten englischen Park einrichten, zu dem auch ein Teich gehörte, der sich natürlich aus einem einstigen Graben der Befestigungsanlagen ergab. Der Park war erst als Krausescher Garten, dann als Hollandts Garten (nach Krauses Adoptivtochter und deren Ehemann Hollandt) bekannt.
Wie sehr sich der südliche Rand der Innenstadt seitdem verändert hat, kann man in einer Art Reiseführer von Schröder und Assmann nachlesen [1]:
Über die von der Oker durchschlängelten Wiesen hinaus erblickt man die neue
Herzogliche Villa vor dem Augustthore und hinter ihr das liebliche Richmond.
Damals muss diese Niederung beinahe baumfrei gewesen sein! Heute ist dieser Blick nicht nur von den Bäumen des Bürgerparks versperrt, sondern auch durch einen hohen Eisenbahndamm. Einen Blick in umgekehrter Richtung aus der Nähe von Schloss Richmond nach Nord findet man z. B. auf einem Gemälde von Pätz [2]:

Zu Lebzeiten Krauses war der Park an mehreren Tagen in der Woche für die Öffentlichkeit zugänglich – ein Wunsch, den er testamentarisch festhielt. Leider fühlten sich seine Erben nach und nach nicht mehr daran gebunden. Als das Anwesen 1927 in den Besitz der Stadt geriet, wurde ein wesentlicher Teil des Parks in das Stadtbad umgewandelt und der Teich später zugeschüttet. Das Hauptgebäude wird nach verschiedenen anderen Verwendungen heute vom Kunstverein für Ausstellungen genutzt und ist immer noch eines der schönsten Gebäude der Stadt. Im Innenraum ist es vor allem das Vestibül, das seinen eigenen Reiz bewahrt hat, während die Ausstellungsräume den Kunstwerken ihren Freiraum lassen.
Der Garten ist aber auf eine kleine Rasenfläche zusammengeschrumpft.

Auf dem ursprünglich gleichen Gelände befindet sich auch die Villa Hörstel, die Krause für eine zweite Adoptivtochter und deren Ehemann errichten ließ. Gebaut wurde sie 1835/36 im „anglogermanischen Styl“ nach Plänen von Krahes Sohn Friedrich Maria. Hier residiert heute die Städtische Musikschule.

Allerdings hat das Gebäude strukturell wenig mit dem ursprünglichen zu tun:
der verspielte Turm und der dahinterliegende Gebäudeteil stammt von 1901. Der heute der Straße am nächsten stehende Flügel stellte ursprünglich die Symmetrieachse dar, was man aber nicht mehr sieht, da der nördliche Teil dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer fiel.
Wenn man auf der Oker paddelt, bekommt man übrigens auch einen Blick auf das Gebäude von der Wasserseite.

Ein paar Meter weiter an der Wolfenbütteler Straße findet sich eines der Beispiele für die „Deals“, die die Stadt Braunschweig heutzutage einfädelt. Die Villa Rimpau wurde ursprünglich 1881/82 nach Plänen von Constantin Uhde (bekannt für das Hauptgebäude der heutigen TU und für die Villa Löbbecke am Inselwall) für den Unternehmer Arnold Rimpau gebaut.

Zur Villa gehört auch ein größeres an die Oker angrenzendes Grundstück, Rimpaus Garten genannt.
Nach dem Tod Rimpaus 1932 erwarb zunächst die Braunschweigische Lebensversicherungsbank das Anwesen, verkaufte es ein Jahr später an die NSDAP, die das Gebäude in „Adolf-Hitler-Haus“ umbenannte und dort die Kreisleitung einrichtete. Beim großen Bombenangriff 1944 beschädigt, wurde das Gebäude nach dem Krieg instandgesetzt, und bis 1952 vom Deutschen Gewerkschaftsbund und anschließend vom Sozialgericht Braunschweig genutzt.
Über Jahrzehnte war die parkähnliche Anlage öffentlich zugänglich. Das endete, als 2006 das Gelände an den New-Yorker-Chef Knapp verkauft wurde, der das Gebäude wieder in ein Wohnhaus rückbaute und renovieren ließ. Der Notwendigkeit einer Renovierung des Baudenkmals war damit Genüge getan. Im Gegenzug ist nun der Blick auf das Gelände mit einer hohen Hecke (die gerade eben den Stacheldraht dahinter verbirgt) zum Spazierweg an der Oker verbaut.
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Bildquellen
- [1] Die Stadt Braunschweig : ein historisch-topographisches Handbuch für Einheimische und Fremde
Heinrich Schröder und Wilhelm Assmann
Gemeinfrei - [2] Wilhelm Pätz: Braunschweig: Gesamtansicht der Stadt von Süden
Gemeinfrei
- [Karte] OpenStreetMap
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